Sonntag, 12. Januar 2014

Showdown Dexter vs. Showdown Breaking Bad

Sie wissen, dass hier Spoiler kommen? Ja? Dann lesen Sie weiter. Sagen Sie aber hinterher nicht, man hätte Sie nicht gewarnt.

Zwei der besten TV-Serien der letzten Jahre, ach was, zwei der besten TV-Serien überhaupt sind in den letzten Wochen relativ parallel zu ihrem Finale gekommen. Dexter hat es auf acht Staffeln gebracht, Breaking Bad auf fünf. Nach der überragenden Qualität der bisherigen Folgen war die Spannung groß, wie man die Serien zu einem würdevollen Abschluss bringen könnte – so wie schon bei Six Feet Under und Sopranos.

Einen ersten Vergleich hatte vor kurzem schon Tigermaus8 – die Koryphäe in Sachen Film und TV-Serien – mit viel Liebe zum Detail gebloggt. Dabei hat Breaking Bad deutlich besser abgeschnitten als Dexter. Ich teile dieses Urteil nur sehr bedingt. Ja, die letzten Folgen von Dexter hatten inhaltliche Schwächen, die aber bei länger laufenden Serien nur selten ausbleiben. In diesem Punkt ist Breaking Bad in der Tat überlegen. Aber wie kommt man aus der Sache raus? Diese Frage finde ich viel entscheidender.

Die klare Schwäche von Breaking Bad ist in meinen Augen, dass Walter White auf einmal – bei aller immer noch vorhandenen Rücksichtslosigkeit – gerade in den letzten, also den Showdown-Folgen nur noch Gutes tut. Er rettet Jesse Pinkman. Er sorgt dafür, dass möglichst wenig Schuld, wenn überhaupt, an seiner Frau hängenbleibt. Er kümmert sich darum, dass seine Kinder finanziell abgesichert sind. (Ja, das widerspricht im Prinzip alles nicht dem Charakter Walter Whites, ist aber doch arg dick aufgetragen.) Dann kümmert er sich höchstpersönlich darum, eine Bande von Aminazis abzuschlachten, was ja immer eine gute Tat ist, und trägt so etwas von seiner Schuld ab. Und schließlich besitzt er noch den Anstand, sich im großen Showdown selbst erschießen zu lassen, was aber auch nicht wirklich schlimm ist, weil sein Krebs zurückgekehrt war. Darüber hinaus ist der todesbedingte Schwund des Personals sehr überschaubar und so arrangiert, dass es den Zuschauer nicht weiter verstört. Sein Schwager Hank war nie der große Sympathieträger, und Jesses Freundin Andrea hatte sowieso nur eine Nebenrolle.

Soviel zahnlose Weichspülerei ist in meinen Augen dann doch ein wenig enttäuschend und passt nicht zur Serie. Die Staffel als solche ist vom gewohnten Niveau, das Finale aber fällt trotz aller Dramatik ab. Da hätte man sich interessantere Dinge ausdenken können.

Ganz anders der Abgang von Dexter. Mal abgesehen davon, dass die eigentliche Staffel etwas zerfasert und durch überflüssiges neues Personal überfrachtet war, hatte sie doch deutlich mehr Überraschungen zu bieten. Vor allem aber wurde hier keine Gelegenheit ausgelassen, den Zuschauer zu enttäuschen. Dexter Morgan hat die Chance auf eine glückliche Zukunft mit einer Serienmörderin, die man ihm auch gegönnt hätte, lässt diese aber sausen. Er überlässt aber seinen Sohn jener Serienmörderin, auf dass diese ihn quasi, wenn auch unfreiwillig adoptiere – damit war nicht zu rechnen. Seine Schwester Debra, eine der wichtigsten Sympathieträger der Serie überhaupt, wird am Ende ins Koma geschossen und von Dexter persönlich von den lebenserhaltenden Apparaten abgetrennt. Anschließend versenkt er noch ihre Leiche im Meer, um anschließend mit seinem Boot einem der in Florida so beliebten Hurrikane entgegenzufahren. Unvorhersehbarer geht es kaum. Dennoch wirkt es nicht unlogisch oder konstruiert oder sonstwie unpassend. (Dass er dann aber ganz am Schluss als Holzfäller auftaucht, ist zwar auch überraschend, aber doch Unfug. Wie hätte er bei zerstörtem Boot an Land zurückkehren können? Oder habe ich da was übersehen?)

Fazit: Nimmt man die finalen Staffeln als Ganzes, gewinnt Breaking Bad. Betrachtet man primär den Abgang, hat Dexter die Nase vorn. Wofür auch immer diese Meinung jetzt gut sein soll …